Fragmented Narratives. Ausstellung mit Sharon Paz und Elianna Renner bei alpha nova & galerie futura. Veranstaltungen mit Performance, Panel Diskussion und Artist Talk. Kuratiert von Dr. Katharina Koch und Sylvia Sadzinski - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.07.2020


Fragmented Narratives. Ausstellung mit Sharon Paz und Elianna Renner bei alpha nova & galerie futura. Veranstaltungen mit Performance, Panel Diskussion und Artist Talk. Kuratiert von Dr. Katharina Koch und Sylvia Sadzinski
AVIVA-Redaktion

"Fragmented Narratives" zeigt zwei neu entwickelte Werke von Sharon Paz und Elianna Renner. Beide Künstlerinnen beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Geschichte und historischen Narrativen und deren Auslassungen. In den teils biografischen Zugängen stehen jüdische Geschichte und erlebter Antisemitismus und Rassismus, wie auch die Konstruktion von Geschichte(n) und Erinnern im Allgemeinen im Fokus. Laufzeit: 26.9.-6.11.2020. Online-Panel-Diskussion am 30.10.2020, 18:00-20:00 Uhr. Artist Talk mit Sharon Paz und Elianna Renner am 6.11.2020, 19:00 Uhr




Dare to Dream von Sharon Paz ist eine interaktive Videoinstallation. Basierend auf Recherchen zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin widmet sich die Arbeit zwei Frauen – der deutsch-jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann und Leni Riefenstahl, Produzentin von NS-Propagandafilmen. Sharon Paz transferiert deren Geschichten mit fiktiven Charakteren in die Gegenwart. Die Besucher*innen können an der Entwicklung verschiedener Erzählstränge, die das interaktive Video bereithält, mitwirken.

Für die Installation Pitshipoy hat sich Elianna Renner auf die Spuren des Wortes Pitshipoy begeben, das ursprünglich aus der jiddischen Folklore stammt. Während der Shoah erlebte Pitshipoy seine größte Popularität im Sammellager Drancy in Frankreich. Der Begriff beschrieb dort einen imaginären (Flucht)Ort, der das Vakuum der Hoffnung bis vor die Tore von Auschwitz füllte. Die Installation vereint Text, Film und Audioaufnahmen, die fragmentarisch die Recherche des Begriffes präsentieren.

Beide Arbeiten verbinden Reales mit Imaginärem und verweisen auf die Kraft dieser Verbindung auf unser Bewusstsein. Sie fungieren als Zeitmaschine, in der Vergangenheit und Gegenwart zusammenfallen. Somit schaffen sie andere Narrative, die sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen und die Rezeption der Arbeiten in ein aktives Erleben und Hinterfragen eigener Wahrnehmungen und hegemonialer Erzählungen verwandeln.



Eröffnung: 25.9.2020, 19:00 Uhr, Laufzeit: 26.9.-6.11.2020. Mi.-Sa. 16:00-19:00 Uhr

Programm

14.8.2020
// 16:00-17:00 Uhr. Performance: 16:20 Uhr
Pitshipoy – Eine Luftperformance von Elianna Renner

Ort: Einfahrt zum Am Flutgraben, 12435 // gegenüber vom Schlesischen Busch

Den Auftakt von Elianna Renners künstlerischer Auseinandersetzung mit dem jiddischen Wort Pitshipoy bildet eine Luftperformance bei der Pitshipoy am Himmel über Berlin erscheint. Das imaginäre Pitshipoy wird hier für einen kurzen Moment Teil der Berliner Gegenwart. Ein Moment, der sowohl Erinnerungen und Erzählungen vergegenwärtigt als auch irritiert und mit dem (Un-)Bekannten konfrontiert. Wer weiß: Vielleicht wanderte Pitshipoy als Begriff auch schon durch das Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als sich jüdische Migrant*innen aus Osteuropa, meist aus Angst vor Pogromen in der Heimat, in der Metropole niederließen?
Der Moment der Konfrontation mit dem Begriff bringt somit nicht nur die Vielstimmigkeit von Geschichte in den Alltag, sondern schafft gleichzeitig Raum für neue Interpretationen.

30.10.2020, 18:00-20:00 Uhr
Fragmented Narratives - Online-Panel-Diskussion


Wer erinnert und an wen wird erinnert? Und wer besitzt die Hegemonie über Geschichte und Erinnerungskultur? Das Aufzeigen von Leerstellen in der Geschichtsschreibung dient als Chance für emanzipatorische Positionen und marginalisierte Narrative, um Sichtbarkeit und Anerkennung zu erlangen. Doch was passiert, wenn Rechte und reaktionäre Kräfte eigene ’neue Wahrheiten‘ kreieren? Wie kann man Kritik üben am Status Quo hegemonialer Geschichtspolitik und Medienberichterstattung, ohne in Fake News und Verschwörungsmythen abzudriften? Ziel des Panels ist es, eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Erinnerungspolitiken im Spiegel von Rassismus und Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart, mit Fake News, Verschwörungsmythen und der Brüchigkeit hegemonialer Wahrheiten zu ermöglichen. Wie können Kunst, Kultur, Wissenschaft und Medien diesen rechten und reaktionären Strömungen entgegenwirken und gleichzeitig die Illusion von Wahrhaftigkeit und Wahrheit anerkennen?

Die Referentinnen:

Dr. Lea Wohl von Haselberg (Medienwissenschaftlerin und Publizistin): www.filmuniversitaet.de

Veronika Kracher (Publizistin und Autorin): www.ventil-verlag.de

Dr. Michal B Ron (Kunsthistorikerin und Theoretikerin): fu-berlin.academia.edu/MichalRon

Dr. Ingrid Strobl (Autorin): ingridstrobl.wordpress.com

Moderiert von Sharon Adler (Herausgeberin AVIVA-Berlin; Fotografin; Vorstandsvorsitzende der Stiftung ZURÜCKGEBEN. Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft)

Zoom-Link zur Veranstaltung: zoom.us/j/94651934984

Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der Ausstellung Fragmented Narratives mit Sharon Paz & Elianna Renner

6.11.2020 // 19:00 Uhr
Artist Talk mit Sharon Paz und Elianna Renner
Moderation: Prof Dr. Elena Zanichelli



Veranstaltungsort für Ausstellung, Eröffnung und Panel Diskussion:

alpha nova & galerie futura
Am Flutgraben 3, 12435 Berlin
Tel: +49 30 37005547
mail@alpha-nova-kulturwerkstatt.de

Mehr Infos:

alpha nova & galerie future > www.galeriefutura.de und www.facebook.com/alphanovagaleriefutura
Zur Eröffnung www.facebook.com/events

Die Künstlerinnen

Sharon Paz > sharonpaz.com

Elianna Renner > eliannarenner.com/de

Mit Unterstützung von:

Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa

VG Bild-Kunst

Medienpartnerinnen:

AVIVA-Berlin


taz – die tageszeitung


Kooperationspartnerin


© Sharon Paz, Elianna Renner, Fragmented Narratives, 2020. Grafik: Stefanie Rau


Kunst + Kultur

Beitrag vom 14.07.2020

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